Zunächst vorab: In Frankreich wird nicht zwischen Universitäten und Fachhochschulen differenziert. Zu unterscheiden ist zwischen den universitären und außeruniversitären, staatlichen und privaten Hochschulen. Im Grunde kann man die Hochschulen in fünf Gruppen einteilen – die université, die grandes écoles sowie die ecoles spécialisées, die filières courtes und die filières longues. Weiterhin gibt es drei Abschnitte, die jeweils den Namen des Abschlusses tragen:
- Licence (sechs Semester; entspricht dem deutschen Bachelor),
- Master (vier Semester;entspricht dem deutschen Master) und
- Doctorat (sechs Semester; entspricht der Promotion).
Dies gilt allerdings nur für die reformierten Hochschulen; nicht reformierte Hochschulen sprechen vom 1er cycle (umfasst die ersten vier Semester), 2e cycle (die folgende vier Semester) und 3e cycle (die darauffolgenden Semester bis zum doctorat).
Université
Die französischen Universitäten werden unterteilt in die Unités de Formation et de Recherche (UFR), die Fakultäten. Dieses System ist vergleichbar mit dem in Deutschland. Zu differenzieren ist zwischen drei grob eingeteilten Fachrichtungen.
- Rechts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften sowie Verwaltung
- Sport-, Naturwissenschaften, Technologie
- Geistes- und Sozialwissenschaften, Kunst- und Kulturwissenschaften sowieden Sprach- und Literaturwissenschaften.
Daneben gibt es noch die spezifischen Studiengänge wie z. B. Architektur, Kunst, Agrarwissenschaften, Medienkommunikation und Medizin, für die besondere Zulassungsvoraussetzungen gelten. Bereits an der Universität hat man die Möglichkeit, sich auf ein bestimmtes Gebiet zu spezialisieren.
Zurzeit gibt es in Frankreich mehr als 80 staatliche Universitäten, an denen kostenlos studiert werden kann. Allerdings werden jährlich Immatrikulationskosten zwischen 150 und 500 Euro fällig.
Grande écoles
Der Besuch dieser renommierten Schulen, die in den Geisteswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften ausbilden, ist mit strengen Auswahlkriterien verbunden, da die Ausbildung an diesen Schulen einen hohen Stellenwert genießt.
Die Aufnahme erfordert in der Regel eine schriftliche Aufnahmeprüfung sowie ein Gespräch. Jedoch besteht die Möglichkeit, sich in Kursen auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Diese classes préperatoires (prépa) werden an den französischen Gymnasien angeboten. Für Deutsche ist es allerdings relativ schwer, Zugang zu diesen Klassen zu bekommen. Sie sollten sich deshalb genau überlegen, ob sich der zeitliche Aufwand lohnt. Meistens ist es die bessere Möglichkeit, sich zunächst an einer deutschen Universität zu immatrikulieren, und dann für ein oder zwei Jahre in Frankreich an einer dieser Schulen zu studieren. Zu unterscheiden ist zwischen:
- den Vorbereitungsklassen classes littéraires (Vorbereitung auf die écoles normales supérieures (ENS), die ecole nationale des chartes, die instituts d’ études politiques und die écoles de commerce),
- den classes économiques et commerciales (Vorbereitung auf die écoles de commerce und die ENS) sowie
- den classes scientifiques (Vorbereitung auf die ENS, Militär-, Tierarzt oder Ingenieurschulen).
Aber was steckt hinter den verschiedenen écoles?
- ENS : An der ENS werden Professoren, Lehrkräfte und Forscher ausgebildet, die während des Studiums ca. 1.500 Euro/Monat erhalten – vorausgesetzt, sie sind französischer Staatsbürger oder Staatsbürger eines Mitgliedslands der Europäischen Union. Dafür verpflichten sie sich, nach Abschluss des Studiums zehn Jahre für den Staat tätig zu sein. In Frankreich gibt es vier ENS.
- Ecoles de Commerce : Dabei handelt es sich um die sogenannten Handelsschulen (in privater oder staatlicher Form), die Betriebswirte ausbilden, die nach Abschluss des Studiums eine Führungsposition in einem Unternehmen besetzen sollen. In Frankreich gibt es mehr als 300 dieser Schulen. Die ersten beiden Studienjahre werden in den classes préperatoires commerciales absolviert. Anschließend muss ein Eingangstest geschrieben und Vorstellungsgespräche durchlaufen werden. Erst dann erfolgt die Aufnahme in einer écoles de commerce. Haben Sie bereits in Deutschland drei Jahre studiert, können Sie sich direkt für das zweite Jahr an dieser Schule bewerben. Für diese Schulen gibt es auch Austauschprogramme. Weiterhin haben deutsche Studenten auch die Möglichkeit, sich bei der gemeinschaftlichen Einrichtung des Centre National d’Admission aux Etudes de Management (CIAM) zu bewerben. Dort sind fünf renommierte écoles de commerce zusammengeschlossen. Weitere Informationen erhalten Sie direkt vom CIAM. Die jährlichen Immatrikulationskosten belaufen sich auf ca. 5.000 bis 8.000 Euro.
- Instituts d’études politiques (IEP) : Hier werden die Fächer Jura, Politik, Geschichte, Wirtschaftswissenschaften, Sprachen und Soziologie unterrichtet. In Frankreich gibt es neun IEP mit unterschiedlichen Studienrichtungen. Bevor Sie ein Studium an einer solchen Schule aufnehmen können, müssen Sie zunächst eine Aufnahmeprüfung ablegen. Das Studium dauert vier oder fünf Jahre (abhängig von der Schule) und setzt sich zusammen aus dem ersten Studienjahr und dem Hauptstudium. In der Studienzeit ist einJahr für ein Auslandsstudium bzw. für Praktika vorgesehen.
- Ecoles d’ingénieures und écoles scientifiques : Solche Schulen gibt es sowohl an den grandes écoles als auch an écoles supérieures. Der Ausbildung an der Ingenieurschule (drei Jahre) selbst geht in der Regel ein zweijähriges Studium in classes préparatoires oder an der Universität voraus. Absolventen erhalten das diplome d’ingenieur oder den master. In den letzten Jahren haben einige Schulen die Möglichkeit eingerichtet, direkt nach dem Abitur mit dem Grundstudium zu beginnen - jedoch erst nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung. Deutsche Studenten können sich nach Abschluss des Grund- oder Hauptstudiums direkt bei den écoles d’ingenieurs bewerben. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.cefi.org auf der Homepage der CEFI. Die Kosten für die Jahresimmatrikulation belaufen sich auf ca. 450 Bis 1.000 Euro. Zu unterscheiden von den écoles d’ingenieurs sind die écoles généralistes und die écoles spécialisées. Erstere bieten mehrere Fachrichtungen an, letztere beschränken sich auf ein Spezialgebiet innerhalb des Ingenieurwesens (z.B. Maschinenbau). Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang noch die écoles polytechniques, die in der Regel einen hervorragenden Ruf genießen.
- Ecoles spécialisées : An diesen Schulen können Sie z.B. den Beruf des Krankenpflegers, des Laboranten, der Hebamme, des Industriekaufmanns, des Designers, des Innenarchitekten oder des Sozialarbeiters erlernen. Die Ausbildung dauert ca. zwei bis fünf Jahre und wird in der Regel mit einem diplome d’etat abgeschlossen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.onisep.fr .
Filières courtes
Wie der Name bereits sagt, handelt es sich um ein Kurzstudium, das ca. zwei Jahre dauert und Ausbildungen anbietet, die dem lokalen Bedarf an Fachpersonal decken. Zusammenfassen lässt sich diese Ausbildung unter dem Namen Instituts universitaires de technologie (IUT), die Techniker und Assistenten der Dienstleistungssektoren und Industrie hervorbringt. Die Ausbildung sieht 32 Vorlesungsstunden pro Woche sowie ein zehnwöchiges Praktikum vor.
Die Studenten schließen das Studium mit dem Diplome universitaire de technologie (DUT) ab. Das Auswahlverfahren ist sehr streng. Sie müssen sich mit Ihren Zeugnissen und einem Anschreiben bis spätestens zum 15. April eines Jahres bewerben, um im Oktober das Studium aufnehmen zu können. Weiterhin ist ein Auswahlgespräch erforderlich.
Voraussetzung ist auch, dass Sie die französische Sprache beherrschen. Den Nachweis können Sie entweder anhand von Schulnoten oder Sprachtests erbringen. Eine Übersicht über die IUT in Frankreich finden Sie im Internet unter www.iut-orsay.fr .
Beachten Sie, dass es sich nicht um ein vollwertiges Studium handelt, sondern eher um eine Ausbildung. Viele IUT-Studenten nehmen im Anschluss an den Erhalt des DUT ein weiteres Studium auf. Seit 2000 besteht die Möglichkeit, in einem weiteren einjährigen Studiengang eine licence professionelle zu erwerben. Dieser Abschluss wird in Deutschland als Bachelor anerkannt. Dieser Studiengang ist sehr praxisorientiert und wird insbesondere für die Bereiche Informatik, Bank- und Versicherungswesen, Logistik, Multimedia und Online-Dienste, Berufe der Stadt-, Abfall- oder Wasserverwaltung, Lebensmittelhygiene, Buchhandel, landwirtschaftliche und industrielle Produktion angeboten. In Frankreich gibt es über 600 licences professionelles. Eine Übersicht über die Angebote finden Sie im Internet unter www.education.gouv.fr .
Filières longues
Diese Form findet man an den Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP), die vergleichbar sind mit den deutschen Fachhochschulen. Das Studium dauert ca. drei Jahre, während denen eine enge Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen besteht. Zum Studium gehört in der Regel auch die Unterrichtung in zwei Fremdsprachen. Die Ausbildung kann entweder mit dem master oder der maitrise abgeschlossen werden. Dies ist abhängig davon, ob das IUP dem reformierten oder dem nicht reformierten Hochschulsystem angeschlossen ist.
An den IUP kann man technische, kaufmännische oder naturwissenschaftliche Studiengänge belegen, aber auch Informations- oder Kommunikationswissenschaften. Voraussetzung für die Aufnahme ist die Absolvierung des ersten (klassisches System) bzw. der ersten beiden (reformiertes System) Studienjahre sowie eine Aufnahmeprüfung. Wer bereits eine licence an einer Uni erworben hat, kann direkt in das zweite Studienjahr einsteigen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Studieren in den USA. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.