Bewerbungsgespräch in Italien

Vorbereitung und Auftreten

Das Bewerbungsgespräch (colloquio di lavoro) ist für italienische Arbeitgeber das wichtigste Mittel, um die Eignung eines Bewerbers zu überprüfen. Wären die Anstrengungen zur Besetzung einer Vakanz nicht so zeitintensiv, würden viele Arbeitgeber auf eine Vorauswahl nach schriftlicher Bewerbung verzichten.

Auch wenn Sie sich durch gute Zeugnisse einen Vorsprung verschaffen können und mit einer Einladung zu einem Gespräch eine erste Hürde erfolgreich genommen wurde, können Sie damit rechnen, dass die Karten neu gemischt werden, weil viele Eigenschaften erst im Gespräch sichtbar werden. Zumal die Bewerbung zum Teil auch das Ergebnis der eigenen Einschätzung ist, wird man Ihnen auf den Zahn fühlen und Ihre Angaben auf Herz und Nieren abklopfen.

Wenn Sie den Zweck der Unterhaltung nicht aus dem Blick verlieren und die Situation nicht unterschätzen, haben Sie die besten Chancen. Stellen Sie Ihre Kenntnisse und Begabungen dar. Überlegen Sie sich hierzu mehrere mögliche und gleichwertige Antworten und spielen Sie die Situationen im Kopf durch. Die Beschreibung der eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen muss glaubwürdig und nachvollziehbar sein. Wenn Sie auf eine klare Darstellung verzichten, gewinnt ihr Gesprächspartner das Gefühl, dass sich hinter Ihren Worten keine nennenswerten Qualifikationen und Leistungen befinden.

Allerspätestens am Tag vor dem Gespräch ist es erforderlich, sich noch einmal ein Bild von dem Unternehmen zu machen. Erst wenn Sie dessen Aktivitäten genau kennen, gelingt es Ihnen, eine logische Verknüpfung zwischen Ihnen und Ihrem gewünschten Arbeitgeber zu schaffen, die eine Einstellung begründet. Auch der Interviewer stellt sich und seinen Betrieb vor. Wenn Sie ihm dabei entgegenkommen, helfen Sie ihm einerseits, Zeit zu sparen, und weisen sich andererseits als Kenner aus.

Dresscode bei Bewerbungsgesprächen

Neben den fachlichen Fragen wird auch Ihr Äußeres unter die Lupe genommen. Gerade in Italien ist die Bedeutung einer stilvollen Garderobe groß. Ein tadelloses und kostspieliges Outfit fällt nicht positiv auf, sondern ist Standard. Trotzdem sollte man nicht durch auffälligen Schmuck und extravagante Accessoires auffallen.

In Zusammenhang mit einer positiven Erscheinung sollte außerdem vermieden werden:

Blicken Sie Ihrem Gegenüber in die Augen und lassen Sie sich auch bei Fragen, mit denen Sie nicht gerechnet haben, nicht aus dem Konzept bringen. Hören Sie aufmerksam zu und antworten Sie nicht überstürzt und unüberlegt, aber auch nicht zu zögerlich. Sie sollten gleichsam gelassen wirken und entschieden auftreten, ohne Ihre natürliche Art zu vernachlässigen. Je entspannter Sie wirken, desto mehr wird man Sie für einen Menschen halten, der auch bei erhöhtem Arbeitsanfall die Orientierung behält.

Geben Sie möglichst nur Meinungen wieder, die Sie auch wirklich teilen. Wenn Sie von dieser Regel abweichen, können Sie schnell verkrampft und gezwungen wirken. Dem Gespräch sollte man mit einer positiven Einstellung entgegentreten. Wenn Sie die Bereitschaft zum Dialog erkennen lassen, kann sich eine günstige Atmosphäre entwickeln. Darauf lässt sich am besten mit einer offenen Körpersprache hinwirken. An Ihren Bewegungen erkennen die Personalverantwortlichen, wie umgänglich sie sind.

Fragen bei einem Bewerbungsgespräch

Die Fragen, die Ihnen bei Vorstellungsgesprächen gestellt werden, wiederholen sich in der Regel. Das bedeutet, dass Sie sich auf diese Situation optimal vorbereiten können. Vielleicht haben Sie das Glück und werden sofort von den geeigneten Unternehmen zu einem colloquio (di consultazione) eingeladen. In diesem Fall müssen Sie eloquent und ernsthaft auf die Fragen eingehen. Vermeiden Sie es möglichst, Urteile auszusprechen. So bewahren Sie Ihre Neutralität und fallen nicht sonderlich auf, treten aber auch nicht in Konflikt mit anderen Meinungen.

Gehen Sie im Kopf die Standardfragen durch, die Ihnen mit höchster Wahrscheinlichkeit gestellt werden:

TIPP: Versuchen Sie Ihre Ängste schon vorher abzulegen. Beantworten Sie die Fragen, mit denen Sie rechnen, und lassen Sie sich von einem Freund abfragen und anschließend bewerten. Die meisten Fragen werden Ihnen nicht neu sein, da Sie sie sich schon beim Verfassen der Bewerbung gestellt haben. Überrascht wird man eher durch Fragen privater Natur. Wenn Sie nicht darauf eingehen wollen, müssen Sie nicht gleich die Antwort verweigern; eine kurze, allgemein formulierte Stellungnahme schützt Sie vor der Neugierde, schafft eine gesunde Distanz und berücksichtigt trotzdem das Bedürfnis des Fragenden. Wenn man Ihnen auch bei einer unüblichen Frage keine Verwunderung anmerken kann, wird man auf Ihre Anpassungsgabe vertrauen.

Alle weiteren Fragen sind vorhersehbar und alles andere als willkürlich. Wenn Sie ein Zeugnis liefern, das zwar Ihre Fähigkeiten beschwört, aber wenig Worte über deren praktische Anwendung verliert, wird man Sie höchstwahrscheinlich nach den tatsächlich verrichteten Tätigkeiten befragen. Um auf Ihren Gesprächspartner nicht zu schüchtern oder gelangweilt zu wirken, empfiehlt es sich, in den richtigen Augenblicken selber ein oder zwei Fragen zu stellen, durch die Sie sich nicht disqualifizieren, sondern Ihr Interesse zeigen. Gehaltsvorstellungen allerdings sollten Sie nur aufgefordert äußern. Oft fällt diese Frage erst unmittelbar vor der Einstellung. Bevor es dazu kommt und die Wahl auf Sie fällt, kann es vorkommen, dass ein Arbeitgeber Sie zu mehreren Vorstellungsgesprächen einlädt.

Alle Schwierigkeiten, die ein Bewerbungsgespräch mit sich bringt, können durch gründliche Vorbereitung ausgeräumt werden. Unsicherheiten, die sich aus einem unsicheren Umgang mit Menschen und Prüfungsängsten ergeben, können nur langfristig beseitigt werden. Wenn Sie sich dennoch sichtlich bemühen und die gewünschten Qualifikationen mitbringen, wird man Ihnen auch vieles nachsehen.

Auf Fragen, die die Privatsphäre betreffen, müssen Sie nicht wahrheitsgemäß antworten. Fragen zum Kinderwunsch oder politischen und religiösen Überzeugungen sind nicht legal. Auch die Aufforderung, zum Gesundheitszustand Aussagen zu machen, ist verboten. Trotzdem muss man sich auf die Frage nach dem Personenstand vorbereiten. Gerade in Italien stellt die Familie einen großen Wert dar und weckt das Interesse der Menschen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und arbeiten in Italien. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.


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