Holländische Musikkultur
Die Niederlande hatten früher den Ruf, kein Musikland zu sein. Das, so muss ich mit Nachdruck sagen, hat sich inzwischen total verändert. Das Interesse für Musik, die Möglichkeit der Ausbildung darin, die Qualität der Interpreten und das Angebot an Konzerten, Jazz- und Popevents, Festivals und Oratorien ist enorm und wird meinem subjektiven Erleben nach jedes Jahr reicher.
Das Concertgebouw in Amsterdam bietet neben einem der besten Orchester der Welt eine Vielzahl von interessanten und abwechslungsreichen Konzertserien mit großen Solisten. Auch das Musikzentrum Vredenburg in Utrecht und der Anton-Philipps-Zaal in Den Haag mit dem residentieorkest bieten neben vielen anderen Sälen in den ganzen Niederlanden ein hervorragendes Repertoire an.
Daneben werden in vielen Städten Festivals organisiert, die neben dem musikalischen Genuss auch in ihrer Atmosphäre oft viel Charme besitzen, wie das berühmte Hollandfestival mit viel moderner Musik, die stimmungsvollen Grachtenkonzerte, Festivals im alten Städtchen Delft, Konzerte am Strand, in Wasserschlössern etc. Große Namen wie Bernard Haitink, Valeri Gergiev, Jaap van Zweden sind nur einige von vielen, die diesen Aufführungen ihren Glanz verleihen.
In der Oratoriumszeit vor Ostern und Weihnachten gibt es unzählige Passionskonzerte überall in den Niederlanden, das ist hier ein richtiger Kult; darunter einige Aufführungen wie z. B. in Naarden, wohin „man“ hauptsächlich geht, um gesehen zu werden.
Auch die Jazzszene ist hier außerordentlich aktiv mit dem berühmten North Sea Jazzfestival, früher in Den Haag, jetzt in Rotterdam und vielen anderen Jazzkonzerten und Festivals. An Pfingsten wird jedes Jahr das große Pinkpop-Festival organisiert, und regelmäßig treten international bekannte Popstars besonders in den drei Städten Amsterdam, Rotterdam und Den Haag auf. Niederländische Künstler wie die Gruppen Blof und the Ex, Hermann van Veen, Marco Borsato oder der Rapper Ali B. haben internationalen Ruf erlangt.
Mehrere Konservatorien in den Niederlanden haben eine Vielzahl internationaler Studenten, aus denen große Musiker hervorgegangen sind. Es gibt auch sehr bekannte niederländische Komponisten, im 19. Jh. z. B. Johannes Verhulst oder der Debussyschüler Alphons Diepenbrock, von den zeitgenössischen sind u. a. H. Andriessen, H. Badings und P. Schat weltberühmt geworden.
Holländische Tanzkultur
Vielleicht machen es die Heiterkeit und Unbeschwertheit der niederländischen Seele, dass sich die Tanzkultur hier so weit entwickelt hat. Das Nederlands Danstheater mit Hans van Manen und Jiri Kylian, (der vom Stuttgarter Ballett hierher kam) in Den Haag gehört zu den berühmtesten Tanzcompagnien der Welt, und auch das Nationale Ballett in Amsterdam und Scapino in Rotterdam haben internationalen Ruf. Das Nederlands Danstheater ist in drei Gruppen eingeteilt, die verschiedenartiges Repertoire aufführen, teils mehr klassisch, teils sehr modern und experimentell. Ein Besuch lohnt sich hundertprozentig!
Regelmäßig werden auch in diesem Bereich Festivals organisiert wie z. B. die jährliche Dansparade, bei der hauptsächlich Amateurtänzer in den Straßen von Den Haag tanzen, und das professionelle Hollanddansfestival. Auch alle andere Arten von Tanz sind regelmäßig auf niederländischen Bühnen zu sehen.
Holländische Kunst
Abgesehen davon, dass die Niederlande durch ihre Tradition von berühmten Malern und Grafikern wie Rembrandt und van Gogh, Mondriaan und Escher und noch sehr vielen anderen eine enorme Anzahl von wichtigen Künstlern hervorgebracht haben, bieten sie auch eine riesige Auswahl an Museen, Messen und Galerien, um die Werke der eigenen Meister zu zeigen und Künstlern aus der ganzen Welt die Möglichkeit zu geben, gesehen zu werden.
In dieser Hinsicht, vor allem in Bezug auf die Offenheit, mit der das geschieht, kann man die Niederlande wohl mit den großen Kunstmetropolen wie London oder New York vergleichen. Museen wie das Rijksmuseum in Amsterdam oder das Mauritshuis in Den Haag werden wohl beinahe jedem Besucher der Niederlande vertraut sein, aber es gibt auch sehr viele weniger bekannte Museen, die kleine Juwelen in der Kunstwelt darstellen.
Die Gruppe COBRA , die 1948 in Paris gegründet wurde, deren Name sich aus den Städten Copenhagen, Brüssel, Amsterdam zusammensetzt und zu der u. a. Asger Jorn, Constant, Karel Appel und Corneille gehören bzw. gehörten, spielt in den Niederlanden noch eine große Rolle. Neben vielen Galerien, die Werke der COBRA-Gruppe ausstellen, sind das Cobramuseum für Moderne Kunst in Amstelveen und die Stiftung De Appel in Amsterdam sehr sehenswert. Auch Architekten wie Berlage, der Architekt und Möbelentwerfer Gerrit Rietveld und der heute lebende Rem Kohlhaas haben weltweiten Einfluss auf die Entwicklung der Architektur genommen.
Holländische Literatur
Die Ursprünge der niederländischen Literatur sind bis ins 12. Jahrhundert zurückzuführen. Zur Zeit des Humanismus entwickelte sich das humanistischchristliche Theater, es entstanden z. B. die Dramen des G. Macropedius. Im 15. Jahrhundert kam die bürgerliche Dichtung hervor, und die im 17. Jahrhundert von Constantin Huygens verfassten Gedichte spielen auch heute noch eine Rolle, ebenso die Werke von Joost van den Vondel. Um 1880 bildete sich die Gruppe der „Tachtiger“; zu ihr gehörten Louis Couperus und A. Verwey. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Tagebuch der Anne Frank weltbekannt, allerdings vor allem als berührendes Zeitdokument.
In der jetzigen Zeit gibt es sehr viele international bekannte Schriftsteller wie Hella Haasse, Cees Nooteboom, Leon de Winter, Anna Enquist und Harry Mulisch, um nur einige von ihnen zu nennen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und arbeiten in den Niederlanden. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.